- Die Gesetze der Natur sind die Fesseln der Phantasie.
- Nabelschauen verengen den Horizont.
- In Beziehungskisten fällt das Atmen schwer.
- Sprache ist eine Form der Musik.
- Selbst Goethe machte Urban Fantasy.
- Auch ein deutscher Autor darf Humor.
KURZINHALT
Das Schlossgymnasium zu Oldenburg in einigen Jahren. Wer sich in die Nähe einer Metapher wagt, lebt gefährlich. Er riskiert, dass ihm etwas in die Augen sticht. Durch den Kopf schießt. Oder das Blut gefrieren lässt. Buchstäblich. Denn die Sprache ist verseucht. Verseucht von einem heimtückischen Erreger, der hinter den Schlossmauern lauert. Doch noch weiß niemand etwas von dem drohenden Unheil. Niemand außer einem schattenhaften Bösewicht, dem es gelingt, den Erreger seinen düsteren Zwecken dienstbar zu machen.
Johan Schott, Lehrer der Philosophie, widersetzlich und dem im neuen Deutschland grassierenden Ökofeminismus von Herzen abhold, ist das erste Opfer des Dunkelmannes. Er erwacht eines Morgens mit einem Paar prachtvoller Stierhörner auf der Stirn. Als dann auch noch ein bestialischer Mord geschieht, Schotts Zwillingsbruder vom Erdboden verschluckt wird und eine verwirrte Göttin erwacht, gerät die wohlgeordnete Schulwelt vollends aus den Fugen …
ZUM HINTERGRUND DES WERKES
Die Fertigstellung des „Schott“ nahm annähernd 20 Jahre in Anspruch. Dabei durchlief das Werk verschiedene Fassungen – in der ersten war Schott noch Polizeiinspektor in Göttingen – und erfuhr Dutzende von Überarbeitungen, bis es zu seiner vorliegenden Form fand. Namensgeber der Titelfigur war der mittelalterliche Mönch Johannes Duns Scotus, dessen Position im sog. Universalienstreit, einer sprachphilosophischen Debatte um die Natur von Allgemeinbegriffen, mir gut zum Konzept des Sprachvirus zu passen schien. Ursprünglich sollte der Johan Schott des Romans sogar selbst einige mönchische Züge tragen, doch entfernte sich die Figur beim Schreiben immer weiter vom mönchisch-philosophischen Habitus des mittelalterlichen Gelehrten, so dass ihr davon am Ende nur noch Name, Lehrberuf sowie eine gewisse Schicksalsergebenheit blieben.
Das zentrale Motiv des Romans, das unheilvolle Sprachvirus, kam mir während des Promotionsstudiums in den Sinn, als ich mich mit den performativen Verben der Sprechakttheorie beschäftigte, einer Sorte von Verben, bei denen das bloße Aussprechen eines Sachverhalts mit dessen tatsächlichem Vollzug zusammenfällt. Wenn beispielsweise die perlenbehangene Reedersfrau beim Stapellauf ruft: „Ich taufe dich auf den Namen Mammon I“, dann erhält die elegante Luxusyacht, die soeben von der Rampe rutscht, im Moment des Aussprechens der Worte tatsächlich diesen Namen. Dann wird durch das bloße Aufsagen der Taufformel ein Stück neue Wirklichkeit geschaffen. Und ich spürte plötzlich selbst einen Schwarm metaphorischer Schmetterlinge in meinem Bauch aufflattern, als ich begriff, welch reiches, kreatives Potential dieser Mechanismus des Wirklich-Machens durch Aussprechen bietet, wenn man ihn auf bildhafte Sprichwörter und Redensarten überträgt.
Die dystopische, ökofeministische Gesellschaft, in der sich die Romanhandlung entfaltet, wurzelt demgegenüber in den Erfahrungen, die ich als Zivildienstleistender im weiblich dominierten System Krankenhaus machte und in dem ich schnell begriff, dass Frauen zwar weniger offen aggressiv auftreten als Männer, aber darum noch lange nicht die besseren Menschen sind.
Dass Schotts Erlebnisse mit Schülern und Kollegen dagegen in keiner Weise biographisch motiviert, sondern selbstverständlich völlig frei erfunden und absolut fiktiv sind, liegt schon aus juristischen Gründen auf der Hand und braucht daher gar nicht erst betont zu werden.
Und hier zum Schluss auch noch eine Anregung für dich, geliebter Leser in spe. (Und ja, du, meine geliebte Leserin, bist selbstverständlich wiederum mitgemeint!) Falls ihr einen Sinn für den Klang und den Rhythmus von Sprache habt, dann lest die eine oder andere Partie des Romans doch einmal vor. Denn die Worte habe ich regelmäßig auch nach Maßgabe der Klangwirkung gewählt, zudem sind die Sätze – wie die Sprechverse des antiken Theaters – vielfach jambisch-trochäisch bzw. anapästisch-daktylisch rhythmisiert. Was sich mit dem Ohr natürlich weitaus leichter erschließen lässt als mit dem bloßen Auge allein.
Aber eigentlich könnt ihr, liebe Gäste, diesen gelehrten Firlefanz auch komplett ignorieren. Denn der Roman soll euch ja vor allem eines machen: Spaß! Daher schaut doch einfach mal hinein.